11 Profit First mit Benita Königbauer

Nachdem sie das Buch „Profit First“ gelesen hatte, war sie von dem Konzept begeistert und wollte dieses unbedingt auch in Europa und vor allem Deutschland etablieren. Benita Königbauer führt eine Steuerkanzlei in München, ihr Herz jedoch schlägt eigentlich für etwas Anderes: Sie möchte leidenschaftliche Unternehmer finanziell erfolgreich machen. Zu diesem Zeitpunkt gab es allerdings in Europa noch keinen „Profit First Professional“; und so kam es, dass Benita als erste Europäerin zu einem solchen ausgebildet wurde und das Konzept nun hier verbreitet.

Was versteht man unter „Profit First“?

„Profit First“ ist das, was der Name sagt: Gewinn zuerst. Der Fokus soll weg vom typischen BWL-Denken: Umsatz – Kosten = Gewinn hin zum Gewinn als dem Mittelpunkt des Denkens. Das bedeutet, bei Profit First wird die Formel kurzerhand umgedreht: Umsatz – Gewinn = Kosten. Das ist zwar rechnerisch das Gleiche, doch wird dem Gewinn plötzlich viel mehr Bedeutung beigemessen; er kommt nicht mehr einfach hinten raus nach der Rechnung, sondern er fließt aktiv in die Rechnung mit ein. Das Mindset wird so ein anderes.

Profit First = Parkinson-Effekt – wir geben das aus, was uns zur Verfügung steht

Der Parkinson-Effekt beschreibt, dass der Bedarf an einer Ressource sich immer am aktuellen Vorhandensein dieser Ressource orientiert; das heißt, habe ich viel von etwas, dann brauche ich auch viel, habe ich wenig, dann komme ich auch mit wenig klar. Profit First macht sich diesen Effekt zu nutze, indem es die Ressource, also das Geld, von vorne herein geschickt aufteilt. Der Unternehmer sollte 5 Konten haben:

  1. Einnahmen-Konto, auf das alle Einnahmen eingehen.
  2. Profit-Konto (auch bewusst das zweite): Hier wird von vornherein ein gewisser Prozentsatz des Einkommens als Gewinn eingezahlt (natürlich in einem realistischen Maßstab).
  3. Unternehmer-Gehaltskonto, auf das sich der Unternehmer selbst ein Gehalt auszahlt, über das er frei verfügen kann. Dies ermöglicht einen unbeschwerten Zustand, der dem Unternehmer einen guten Überblick und ein gutes Gefühl gibt.
  4. Steuer-Konto, auf dem schon einmal die Rücklage für die Steuer gebildet wird, sodass am Ende des Jahres keine böse Überraschung wartet. Mit diesem Geld wird dann gar nicht weiter geplant, es steht im Endeffekt ja auch nicht zur Verfügung.
  5. Allgemeine Ausgaben Konto. Das bedeutet, dass das was am Ende, also nach dem Verteilen des Geldes auf die ersten vier Konten, übrig bleibt, das ist, was zur Deckung der Kosten noch da ist, und womit ich auskommen muss und kann.

Direkte vs. laufende Kosten

Direkte Kosten, also das, was direkt mit einem Auftrag in Verbindung steht, wie zum Beispiel ein Bahnticket hin zu einem Kunden oder die Bezahlung von Subunternehmen, werden bei Profit First aus der Rechnung raus gelassen. Erst das, was nach Abzug der direkten Kosten von den Einnahmen übrig bleibt, ist das, was zur Auszahlung auf die 5 Konten bereit steht. Laufende Kosten hingegen sind die Kosten, die dann tatsächlich vom Kostenkonto (dem fünften Konto) abgehen, wie zum Beispiel die Kosten für Domains, die keinem direkten Kunden oder Projekt zugeordnet werden, sondern einfach laufend sind. Unter direkte Kosten würde beispielsweise auch ein Freelancer fallen, der ganz spezifisch für ein Projekt gebucht wird, und dann wieder geht, während ein fest angestellter Mitarbeiter unter die laufenden Kosten fallen würde, also vom Kostenkonto bezahlt wird.

Bei welcher Bank kann ich mehrere Konten führen?

Das Problem ist häufig, dass Banken es nicht (oder nur mit Kosten verbunden) zulassen, dass 5 Konten parallel geführt werden. Es gibt daher ein paar Tricks: zwingend laufende Geschäftskonten müssen ja nur das Einnahmen- und das Kosten-Konto sein. Alle anderen Konten kann man beispielsweise mit Tagesgeld-Konten abarbeiten. Viele Banken allerdings erlauben nur ein Tagesgeld-Konto pro Geschäftskonto, weswegen man sich dann eventuell eine andere Bank suchen muss oder eben Konten bei mehreren Banken führt. Gewinn- und Steuerkonto bei einer anderen Bank zu führen ergibt sowieso Sinn, da man es dann von vornherein nicht immer sieht und kein Bedürfnis hat, an das Geld ran zu gehen. Ein Trick kann hier auch sein, sich mal bei den Kfz-Anbieter Banken zu informieren (VW-Bank, Audi-Bank…): manchen ist es egal, wie viele Tagesgeld-Konten geführt werden.

Tacheles: Wie viel Prozent der Einnahmen soll auf welches Konto?

Für ein Unternehmen bis 250.000 Umsatz sollten 5% Gewinn ausgeschüttet werden, 50% eigenes Gehalt, 15% Steuern und 30% dann für die Kosten. Das ist natürlich nur ein Vorschlag, aber bevor man gar nicht los legt, können diese Werte erstmal so genommen werden und können dann natürlich angepasst werden. Wichtig ist am Anfang, kleine Schritte zu machen: wenn mein Unternehmen die ganze Zeit Kosten von 70% hatte, kann ich nicht plötzlich auf 30% im nächsten Quartal runter gehen. Lieber erstmal auf 68% runter gehen und schauen, was passiert. Zu kleine Schritte sind nicht schlimm, zu große, die nicht funktionieren, demotivieren und enttäuschen uns hingegen. Profit First soll Spaß machen!

Erfolgsgeschichten!

Es gibt Unternehmer, die mit Hilfe von Profit First ihre Kosten innerhalb von einem halben Jahr halbiert haben, indem sie ihr Mindset geändert haben, also beispielsweise zu allen Kosten erst einmal „nein“ gesagt haben und erst einmal versucht haben, eine günstigere Lösung zu finden. Es zahlt sich aus, kreativ zu sein! Verkauft euch außerdem nicht unter Preis! Es kann sein, dass eure Preise einfach zu niedrig sind. Es gibt Unternehmer, die ihre Preise vervierfachen konnten, wo das Problem also schon bei der Preisfindung lag. Schaut euch auf dem Markt um und passt eure Preise an, lernt einzuschätzen, was eure Arbeit wert ist. Außerdem sind viele Unternehmer einfach so froh, dass die Steuern schon bereit liegen, wenn der Bescheid kommt. Darüber muss man sich schonmal keinen Kopf mehr machen, das Geld liegt sowieso schon bereit und kann gezahlt werden. Ein toller psychologischer Effekt!

Man kann und sollte auch mehr als 5 Konten anlegen

Man kann kreativ werden: beispielsweise bietet es sich an, ein weiteres Konto für Investitionen zu eröffnen oder für andere Dinge, wie beispielsweise Versicherungen, die immer anfallen und immer ungelegen am Ende des Jahres kommen. Ein Investitionskonto kann beispielsweise schon im Vorhinein geführt werden für Dinge, die in Zukunft anfallen, oder aber man weiß schon, alle 5 Jahre steht etwas an, und kann dann passend dazu einen gewissen Prozentsatz regelmäßig auf das Konto überweisen. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt! Setzt eure eigenen Prioritäten.

Das Ziel von Profit First

Das Ziel von Profit First ist es, langfristig ohne Fremdkapital auszukommen, also keine Darlehen oder Sonstiges in Anspruch nehmen zu müssen. Das bedeutet, das Unternehmen wächst aus eigener Kraft: erst wird das Geld ran geschafft, dann werden Investitionen getätigt (es gibt natürlich Ausnahmen, zum Beispiel muss ich natürlich Maschinen anschaffen, bevor meine Schreinerei Geld abwerfen kann). Generell gilt jedoch: niemals laufende Kosten mit Fremdkapital decken! Ein Unternehmen, das keinen Gewinn abwirft, ist nicht gesund, und daran muss gearbeitet werden. Die Lösung ist nicht, von Fremdkapital zu leben; die Lösung muss sein, das Unternehmen gesund zu machen und dann zu wachsen. Das will Profit First erreichen.

Einsteiger-Tipps

Lies zuerst das Buch „Profit First“ von Mike Michalowicz (oder ins Deutsche übersetzt von Barbara Budrich)! Es is unterhaltsam geschrieben und hilft dir, die Idee zu verstehen. Benita arbeitet außerdem gerade an einem Online-Kurs, den sie in Zukunft heraus bringen möchte. Sie steht euch aber auch persönlich zur Seite, kontaktiert sie, falls ihr Hilfe benötigt!

Tipp

Und ganz wichtig: fangt einfach HEUTE an. Eröffnet noch heute ein Gewinn-Konto und beginnt, vielleicht auch nur mit einem kleinen Prozent, euch Gewinn auszuzahlen. Das könnt ihr sofort erledigen und es ist der erste Schritt, euer Mindset zu ändern und das Ruder zu übernehmen. Du entscheidest über deine Zukunft und die Zukunft deines Unternehmens!

Banken die dich dafür nutze:

Fidor Bank (da kannst du ein Privat (Gehalt) und eine Firmenkonto (Einnahmen) machen – hier bekomme ich 5 € wenn du dich anmeldest)

N26 (Mein Profit Konto, oder wie ich es nenne: Funny Money)

Update: N26 ist seit November 2016 kein Startup mehr, sondern eine Bank und hat sich bei dem Umzug mehr als dämlich angestellt: Entweder man zieht in wenigen Wochen um und ist in der Lage seine Karte zu empfangen und zu aktivieren oder das Konto wird deaktiviert. Wer also zu diesem Zeitpunkt länger im Ausland ist hat Pech gehabt und kommt nicht mehr an sein Geld.

Links

http://www.profit-first.de

http://www.einfach-klarheit-schaffen.de

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EPISODE 24: PROFIT FIRST IN GERMANY WITH BENITA KÖNIGBAUER

http://www.mikemichalowicz.com/episode-24-profit-first-in-germany-with-benita-konigbauer/

4 Kommentare
  1. Francisco
    Francisco sagte:

    Super Folge! Es wäre noch toll zu erfahren, wie ich als UG mehrere Konten führen kann. Kann es evtl genügen in meiner Online-Banking Software Bewegungen entsprechend zu vertaggen und so etwas ähnliches zu erreichen?

  2. Lukas L.
    Lukas L. sagte:

    Richtig tolle Episode. Nicht viel Gerede um den heißen Brei. Ich denke dieses Prinzip kann man auch gut im Privatleben anwenden. Das Steuerkonto erspart einem böse Überraschungen und aus dem privaten Investitionskonto bezahlt man den nächsten Urlaub. 😉

    • Alex Boerger
      Alex Boerger sagte:

      Ich zahle meinem Urlaub vom Profit Konto 🙂 und irgendwie fühlt es sich viel besser an, wenn man genau weiß, da kommen keine bösen Überraschungen mehr.

  3. Alex Boerger
    Alex Boerger sagte:

    Ich verstehe sie nicht, die Spammer, aber irgendwie habe ich gestern und heute 20 Spamkommentare auf diese Episode bekommen. Wenn du gerne Kommentieren wolltest, dann schreib mir doch einfach eine kurze Mail.

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